Beitrag 6
Quelle:
http://savory.global/allanUncensored/Th ... -addressed
Das fehlende Werkzeug, ohne welches der Klimawandel nicht angegangen werden kann.
05. April 2016
Jetzt zu meinem sechsten Beitrag in dieser Serie von Beiträgen, welche die, wie ich glaube, größte Herausforderung mit der die Gesellschaft konfrontiert ist – das Management des Komplexen – in verdaubaren Happen darstellt.
Jeder, der neu in diese Diskussion einsteigt, würde davon profitieren, die vorherigen Beiträge zu lesen, damit dieser für ihn Sinn ergibt. Zum zu den vorherigen Beiträgen zu gelangen, geht auf
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Richtig gemanagte Nutztiere – Das fehlende Werkzeug
Das fehlende Werkzeug sind Nutztiere (die trampeln und grasen) ohne die es uns nicht möglich ist, ernsthaft und erfolgreich die Wüstenbildung und den Klimawandel anzugehen.
In meinem 2013er TED-Talk
http://www.ted.com/talks/allan_savory_h ... _campaign=
sagte ich, wir hätten nur eine Option: Das Undenkbare zu tun – Nutztiere zu verwenden. Einige Leute stellten mich auf die Probe, indem sie hervorhoben, dass es immer mehrere Optionen gäbe. Umso mehr, da ich das nur hervorgehoben hatte. Ich tue das aus zwei Gründen. Erstens, weil die Situation ernster ist als alle Kriege, die je gefochten wurden und zweitens, weil
kein einziger bisher meine Logik oder meine wissenschaftlichen Ausführungen widerlegen konnte, obwohl viele darüber gespottet haben.
Die Verunglimpfung der Nutztiere
Wir haben jahrhundertelang die Nutztiere beschuldigt, an der Wüstenbildung schuld zu sein, und in letzter Zeit auch noch am Klimawandel. Heute haben sind buchstäblich Hunderte von Prominenten der wachsenden vegetarischen und veganen Bewegung angeschlossen, um die Umwelt zu retten. Und hochangesehene Wissenschaftler mit hoher Medienpräsenz betonen, wie wichtig es wäre, dass die Menschheit weniger Fleisch, besonders rotes Fleisch, verzehrte.
Weil ich Wildtiere liebe und mit eigenen Augen den Schaden sehen konnte, der dort entstand, wo Rancher und Hirten ihre Herden hielten, war ich einst selbst Teil dieses Widerstandes gegen die Nutztiere und Rancher und Hirten, der in den USA, Israel und China zu einem regelrechten kulturellen Völkermord führte.
Man kann niemandem die Schuld dafür geben, dass wir das falsch interpretiert haben, was wir alle so klar durch die Linse unserer Überzeugungen sehenden konnten. Dass ich dort, wo wir in der wunderbaren Wildnis Afrikas neue Nationalparks einrichteten, den Verlust an Biodiversität und den Beginn der Wüstenbildung beobachten musste, brachte mich schließlich dazu, das Dogma meiner Universitäts-Ausbildung und meine Überzeugungen als Wissenschaftler zu hinterfragen. Trotz der Schwemme an durch Experten begutachteten wissenschaftlichen Veröffentlichungen und internationalen Reports gibt es keinerlei Forschungsergebnisse die belegen,
dass die Nutztiere und nicht unser Management der Nutztiere die Wüstenbildung oder den Klimawandel verursachen.
Also lasst uns das diskutieren. Aber bevor wir damit anfangen, schaut euch dieses Bild extremer Wüstenbildung an, so schlimm wie jede andere auf der Erde:
Auf diesem Land standen seit fast 100 Jahren keine Nutztiere mehr. Es wird durch den US-Nationalpark-Service gemanagt, einer wunderbaren Organisation mit hochqualifiziertem Personal und mit all dem Knowhow der Vereinigten Staaten. Hundertausende Dollar wurden dort in Bodenschutz-Maßnahmen investiert, ohne jeden Erfolg. Wird nach den Gründen gefragt, ist eine gängige Antwort, dass das Vieh die Fläche derart zerstört habe, dass sie sich nicht mehr erholen könne. Auch so eine Überzeugung, die ich eins teilte und die ich für ein Gebiet in Rhodesien in einer wissenschaftlichen Arbeit „bewies“ , was dazu führte, dass tausende von Rindern und 50.000 Wildtiere getötet wurden. Danach wurde es schlimmer statt besser, weil die „Zerstörschwelle schon überschritten war“. Ich lag falsch, wie wir alle. Also lasst uns die Gründe dafür beleuchten.
Verteilung der Feuchtigkeit über den Jahresverlauf
Alle Lebensräume auf den Landmassen der Erde lassen sich irgendwo auf einer Skala der Feuchtigkeits-Verteilung übers Jahr einordnen, egal wie hoch oder niedrig der Gesamtniederschlag ist. Einige Lebensräume genießen trotz niedrigem Gesamtniederschlag das ganze Jahr über Feuchtigkeit. Andere durchlaufen trotz hoher Gesamtniederschläge Phasen von Nässe und Trockenheit. Der Gesamtniederschlag von London und Johannesburg ist vergleichbar, sie liegen aber in sehr unterschiedlichen Lebensräumen. Als Wissenschaftler waren uns trockene und halbtrockene Regionen aufgefallen und wir gingen davon aus, dass in letzteren die Wüstenbildung erfolgt. Das erklärte aber nicht die Wüstenbildung, die ich in Gegenden mit hohem, aber saisonalem Niederschlag beobachtete. Um das neue Konzept zu beschreiben, schuf ich den Begriff Sprödigkeits-Skala. Alle Lebensräume liegen irgendwo auf einer einfachen Skala von 1 bis 10, von nicht spröde bis sehr spröde. Nehmt tote Blätter und Pflanzenstängel in die Hand. Am unteren Ende der Skala lassen sie sich einfach zusammenknüllen. Am oberen Ende der Skala zerbrechen sie wie Glas, so spröde sind sie. Deshalb verwende ich den Begriff Sprödigkeit.
Die Bedeutung des biologischen Abbaus für den Kreislauf des Lebens
Damit das Leben blühen kann ist es unabdingbar, das alles Sterbende, inkl. der jährlich absterbenden Pflanzenmasse, im einem Kreislauf zurückgeführt wird. Pflanzen, Tiere, Menschen müssen geboren werden, wachsen, sterben und zersetzt werden. Unterbricht man diesen Kreislauf an irgendeiner Stelle, geht es mit dem Leben abwärts. Obwohl wir das als Wissenschaftler wussten, haben wir nie daran gedacht uns anzusehen, wie dieser Kreislauf an unterschiedlichen Stellen der Sprödigkeits-Skala funktioniert. Wir wussten einfach: Wo kein neues Leben entsteht, geht es mit dem Leben zu Ende. Wir wüssten, dass keine Lebensform dem Tod entgehend konnte. Und wir dachten nicht im Traum daran, dass der Kreislauf des Lebens im Zersetzungs-Abschnitt zerbrechen könnte, bei den jährlich absterbenden Grasblättern und –Stängeln in den großen Gebieten der Erde, die im oberen Bereich der Sprödigkeits-Skala liegen. Und auch nicht daran, dass dies die Etablierung neuer Pflanzen verhindern und damit eine Kettenreaktion von Problemen auslösen würde, die zu Wüstenbildung und Klimawandel führen.
Bodenleben, Pflanzen und Tiere sind in Koevolution entstanden, als ein hochkomplexes Ganzes
In jeder Art von Lebensraum auf der Skala von permanent feucht zu saisonal feucht bis fast ständig trocken sind die Böden, Pflanzen und Tiere in Koevolution als ganze biologische Gemeinschaften entstanden. Auch wenn Gräser, Kräuter, Büsche und Bäume überall auf der Skala zu finden sind – beim Tierleben haben sich die größeren Unterschiede entwickelt. Am unteren, mehr feuchten Ende der Skala gibt es wenige große Pflanzenfresser und den Großteil der Pflanzenfresser stellten und stellen die Insekten. Je weiter wir auf der Skala nach oben gehen, desto höher wird der Anteil großer Pflanzenfresser an der Gesamtmenge der Pflanzenfresser. Am unteren, feuchten Ende der Skala jagten die meisten großen Raubtiere (wie Jaguare und Tiger) alleine und durch Anschleichen, wegen der wenigen Beutetiere. Weiter oben auf der Skala waren die meisten Räuber Rudeltiere, wegen der großen Anzahl an Beutetieren.
Durch diese Evolution der Lebensformen, und weil sie nur wenige grasende Herdentiere und wenige im Rudel jagende Raubtiere vorzuweisen haben, ist für feuchtere, wenig spröde Lebensräume charakteristisch, dass größere Störungen über Jahrhunderte ausbleiben, wie wir an diesem Bild sehen können:
Am anderen Ende der Skala haben in der Vergangenheit Milliarden großer Pflanzenfresser die eher spröden Lebensräume abgegrast und regelmäßige, intensive Störungen über Millionen Jahre zur Norm gemacht, bis zum Eingreifen des modernen Menschen. Diese Lebensräume sind im Wesentlichen die Grasland-Gebiete der Erde, in denen Graspflanzen eine Hauptrolle in der Versorgung allen Lebens und in der Bedeckung des Bodens spielen, wie wir im folgenden Bild sehen können:
Während wir Kapital und Aufmerksamkeit auf unsere wichtigen tropischen und anderen Wälder und ihre Biodiversität richten, kann man, denke ich, sagen, dass wir unsere viel umfangreicheren Grasland-Lebensräume weitgehend ignorieren, egal ob es sich um offenes Grasland, laubabwerfende Trockenwälder oder Savannen handelt. Es sind ehemalige Graslandgebiete, mit ihren ehemals tiefgründigen, kohlenstoffreichen Böden, die heute die Kornkammern der Erde bilden. Und Jan Smuts (dem wir die Theorie der Ganzheitlichkeit verdanken) sagte folgendes: „Im Allgemeinen könnte ich sagen, dass die Menschen die Bedeutung des Grases für die menschliche Existenz nicht verstehen. All die wichtigen Cerealien, die das menschliche Leben erhalten, wie Weizen, Reis, Mais, Hirse, sind Gräser… Auch Fleisch ist, durch die Tiere, ein Produkt der Gräser. Deshalb ist, direkt oder indirekt, alles Leben Gras, und nicht nur wie Gras, wie die Poeten sagen. Und wenn wir bedenken, wie klein dieser Planet ist, und wie schnell die menschliche Rasse sich ausbreitet und ihn überbeansprucht, dann fangen wir an zu verstehen, in welchem Ausmaß die gesamte Zukunft der menschlichen Rasse auf diesem Planeten von dem Fortschritt abhängig ist, den wir in der Entwicklung unserer Gras-Ressourcen erlangen…“
Weil diese spröden Lebensräume, die im wesentlichen Grasland sind, so lebenswichtig für unsere Zukunft sind, und weil sie so große Flächen der Landmasse der Erde bedecken, ist es so wichtig, ihr Ausmaß zu verstehen. Am besten sieht man das vermutlich an den braunen bis hellgrünen Regionen auf dieser NASA-Weltkarte:
Wie viele große Pflanzenfresser gab es früher auf der Erde?
Wir können die Zahlen an Pflanzenfressern nicht fassen, die von frühen Menschen ausgelöscht wurden, die sich von Aasfressern zu Jägern entwickelt hatten. Rudeljagende Raubtiere sondern ein Tier von der Herde ab, um es zu töten, und dann Fressen viele Raubtiere ein Tier. Sie sind als reine Fleischfresser von ihrer Beute abhängig, und bleiben so normalerweise in Balance mit ihrer Nahrungsgrundlage. Menschen sind weder reine Fleischfresser noch geborene Jäger. Wir sind Allesfresser die gelernt haben, große Tiere zu töten, und mit Sprachfähigkeit, die uns ermöglichte uns beim Einsatz von Speeren und Feuer zu koordinieren. Während es uns schwer viel, einzelne Tiere zu isolieren, waren wir in der Lage, ganze Herden zu lenken und sie über Klippen, in Fallen aus Steinmauern, in Flüsse oder Sümpfe zu treiben oder sie durch Feuer einzukreisen. Wir töteten tausende auf einmal und aßen nur wenige. Da wir Allesfresser sind, konnten wir, wenn wir eine Beute ausgerottet hatten, uns einfach die nächste suchen oder andere Nahrungsquellen nutzen und legten weiter an Zahl zu. Heute noch werden Orte solcher Massentötungen gefunden, an denen nur wenige der Beutetiere gegessen wurden. Und in früheren Grasland-Gebieten, die heute Wüsten sind, finden sich kilometerlange Steinmauern, die V-förmige Trichter bilden, welche zu Tötungsstätten führen.
Die erstaunlichen Tierzahlen in historischen Berichten waren nur Überreste
In einem kürzlichen Vortrag im Rahmen der Schumachter Lectures
https://www.youtube.com/watch?v=IrBauQO2sI4 zitierte ich einige frühe Berichte über unglaubliche Tierzahlen – Herden, die kilometerweit die Landschaft bedeckten, unzählbar, und den Eindruck erweckend, das Land und nicht die Tiere würde sich bewegen. Das waren Berichte über Bisons in Nordamerika und verschiedene Antilopen im südlichen Afrika, ca. 100 Jahre bevor ich geboren wurde. Und das waren mit hoher Wahrscheinlichkeit nur die traurigen Überreste früherer Arten- und Individuenzahlen. Heute gibt es offenbar noch ca. 11 Arten großer Pflanzenfresser in Nordamerika. Einst gab es dort 40 weitere Arten.
Während in Afrika wegen seiner Fläche und menschlicher Krankheiten mehr Arten überlebten, sind anderswo viele Pflanzenfresser und ihre Jäger komplett verschwunden, in Gebieten deutlich größer als die USA.
Nirgendwo gibt es noch intakte biologische Gemeinschaften. Es war wirklich ein glücklicher Zufall, dass ich junger Biologe an einigen Überbleibseln arbeiten konnte, wo ich eine erste Ahnung davon entwickelte, dass die Gesundheit des Landes mit einer hohen Zahl an Pflanzenfressern und ihren Jägern zusammenhängt.
Was verursacht die Wüstenbildung in spröden Grasland-Lebensräumen?
Jahrhundertelang haben wir es auf eine zu hohe Zahl an Tieren geschoben – Vieh, welches die Gräser überweidet. Das ist eine tief verankerte gesellschaftliche Überzeugung, deren angenommene Gültigkeit auf Beobachtung und Glaube beruht, aber nicht auf Wissenschaft.
Menschengemachte Wüstenbildung beginnt, wenn der verfügbare Niederschlag weniger effektiv wird. Ein Großteil des Regens (oder Schmelzwassers) fließt oberflächlich ab oder wird zwar vom Boden absorbiert, verdunstet dann aber an der Bodenoberfläche – was zu beidem, zuerst Überschwemmungen und dann Dürre, führt.
Effektiver Niederschlag ist ein Begriff, den ich in den 1960er Jahren entwickeln musste, als ich zum ersten Mal bemerkte, wie oft in Afrika Überschwemmungen und Dürre im Zusammenhang stehen.
Dass die Niederschläge weniger effektiv werden, beginnt auf den großen, spröden Graslandflächen der Erde mit zunehmender Bodenexposition zwischen den Graspflanzen. Nach 60 Jahren Untersuchungen und Literatur-Recherche, habe ich nur zwei Dinge gefunden, die zu Millionen von Hektar Grasland mit einem hohen Prozentsatz nacktem Boden zwischen den Pflanzen führen. Zu wenige Tiere, die nur unzureichende regelmäßige Störungen verursachen, während sie gleichzeitig die Pflanzen überweiden – und Feuer. Da beides seit Jahrhunderten Standardpraktiken sind , wäre es ein regelrechtes Wunder gewesen, wenn sich die weltweite Wüstenbildung nicht ausgebreitet hätte.
Zu wenige Grasfresser ohne Hirten und ohne Zusammenballungs-Verhalten erzeugen weder genug physische Störung um den schnellen biologischen Abbau der jährlich absterbenden Grasblätter und –Stängel zu gewährleisten, noch trampeln sie genug Pflanzenmaterial platt, um die Bodenbedeckung zu gewährleisten. Durch die Sonnenstrahlung zersetzt sich das verbleibende biologische Material langsam mittels chemischer Oxidation, wodurch der jährliche Lebenskreislauf der Graspflanzen im Bereich des biologischen Abbaus der absterbenden Blätter und Stängel unterbrochen wird. Die Pflanzen werden geschwächt und sterben vorzeitig, was zu nacktem Boden zwischen immer weiter auseinander stehenden Pflanzen führt, zum Breitmachen holziger Pflanzen, zu einer verkrusteten Bodenoberfläche, die das Wasser abhält und zur Wüstenbildung.
Über hunderte Jahre haben Menschen das Feuer genutzt, um das alte, oxidierende Gras abzubrennen und Umweltschutzorganisationen und Wissenschaftler befürworten noch immer den Einsatz von Feuer, um „gesundes Grasland zu erhalten“. Über eine Milliarde Hektar Grasland wird alleine in Afrika jedes Jahr abgebrannt, eine Praxis die zu Dürre, Überschwemmungen, Armut, Gewalt, Wüstenbildung und Klimawandel führt.
Was Nutztiere können, das andere Werkzeuge nicht können.
-Bei ausreichender Zahl und ausreichendem Herdenverhalten erhält das Vieh den biologischen Abbau des absterbenden Pflanzenmaterials im jährlichen Kreislauf der spröden Grasland-Lebensräume.
-Durch den starken Trampel-Effekt drückt das Vieh totes Pflanzenmaterial auf den Boden und sorgt so für eine Mulchdecke zwischen den Pflanzen. Und es bricht durch den Tritt die verkrustete Bodenoberfläche auf. Dies verbessert, zusammen mit Dung und Urin, wie jeder Gärtner weiß, die Versickerung des Wassers, das Wasserhaltevermögen und die Möglichkeit, dass neue Pflanzen sich etablieren und gedeihen können.
-Die Überweidung der Pflanzen wird dadurch verhindert, dass die Tiere ständig weiterbewegt und daran gehindert werden, länger auf einer Fläche herumzubummeln und die pflanzen abzugrasen, weil, wie uns die Wissenschaft lehrt, Überweidung nichts mit hohen Tierzahlen zu tun hat. Überweidung tritt auf, wenn Pflanzen für zu viele Tage am Stück den Tieren ausgesetzt werden oder schon vor Ablauf einer ausreichenden Erholungsphase wieder beweidet werden. Eine Funktion der Zeit, nicht der Zahl.
Was kann man mit den bisherigen vier Werkzeugklassen der Menschheit – Technologie, Stilllegung, Feuer und lebende Organismen, gegen den Klimawandel ausrichten?
Technologie
Die Gesellschaft glaubt (und deshalb auch unsere Organisationen), dass die Technologie uns retten wird. Technische Lösungen gegen die Wüstenbildung saugen enorme Summen an Fördermitteln auf. So haben die USA und anderen Nationen viele Millionen Dollar in große Maschinen zur Nachahmung von Tierverhalten investiert, ohne Erfolg, in das Säen und Pflanzen von Gräsern, Büschen und Bäumen, ohne Erfolg, und vergangene Zivilisationen haben das Auffangen von Wasser mit Swales und anderen Techniken perfektioniert, ohne Erfolg.
Das einzige, wo Technologie helfen kann, und das auch tut, ist Alternativen zu den fossilen Energieträgern zu entwickeln, die ebenfalls für den Klimawandel geschmäht werden. Etwas, wofür sich Al Gore erfolgreich eingesetzt hat. Das hat er bei einem kürzlichen TED-Talk wiederholt , in welchem er die ermutigende Geschwindigkeit des Wandels hin zu regenerativen Energien beschrieb und versprochen hat, dass wir gewinnen werden! Obwohl es lebensnotwenig ist, Formen der nachhaltigen Energiegewinnung zu entwickeln, müssen wir doch den Überblick behalten und die größere Komplexität im Kopf behalten.
Alternative Energien zu entwickeln, um dem Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Gasen in die Atmosphäre ein Ende zu bereiten, ist nur ein Teil des Problems. Der Klimawandel wird weitergehen, wegen all des Kohlenstoffs und anderer Gase, die aus der Landwirtschaft, der Bodenzerstörung, dem Verbrennen von Biomasse (jährlich Milliarden Hektar Grasland und regelmäßig Millionen Hektar Wald) und natürlich auch die Wüstenbildung.
Im zweiten Blog-Beitrag dieser Serie habe ich betont, dass das Management des Komplexen die mit Abstand größte Herausforderung ist, der wir gegenüber stehen. Und ich habe betont, dass alles, was wir „herstellen“ Technologie beinhaltet und per Definition keine sich selbst organisierenden komplexen Systeme enthält. Die Entwicklung alternativer Energiequellen ist ein Beispiel dafür – wieder einmal stellen wir etwas her und nutzen dazu Technologie – in diesem Fall Strom aus Sonnenlicht und Wind – und haben es nicht mit komplexen Systemen zu tun. Bitte versteht mich nicht falsch. Das ist sehr wichtig. Bevor wir davon träumen können zu gewinnen, müssen wir den Großteil der weltweiten Wüstenbildungs- und Klimawandel-Probleme anpacken, bei dem es darum geht, durch unsere Organisationen das zu managen, das komplex ist – die Natur.
Feuer ist einfach schnelle Oxidation und kein biologischer Abbau. Feuer zerstört totes Pflanzenmaterial, exponiert so noch mehr Boden und verschmutz die Atmosphäre, so wie es das Verbrennen fossiler Energieträger tut.
Silllegung (Wir legen Land still, um es zu erhalten und nennen das Umweltschutz.)
Anhand dessen, was ich über spröde Lebensräume und die lebensnotwenige Rolle einer großen Zahl an Pflanzenfressern geschrieben habe, kann jetzt hoffentlich jeder verstehen, wieso das Land auf dem zweiten Bild in diesem Beitrag, das seit fast 100 Jahren kein Vieh mehr gesehen hat und komplett stillgelegt ist, zur Wüste wird.
Die Bilder unten habe ich nicht weit von meinem Zuhause in New Mexico am Rio Grande Fluss im Aldo Leopold memorial forest aufgenommen. Sie zeigen oxidierende, absterbende Gräser, nackten Boden und Biodiversitätsverlust in diesem so sorgsam geschützten Auwaldbereich.
Während die charismatischen Pappelbäume entlang des Flusses geschützt werden, verliert der Großteil der Fläche seine Biodiversität, die von bedecktem, lebendem Boden abhängig ist, durch längst abgestorbene Gräser und dauerhaft nackten Boden.
Teilweise oder komplette Stilllegung
Unter den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Entwicklung des ganzheitlichen Rahmens für das Management des Komplexen ermöglicht haben, waren nicht nur das Erkennen der Sprödigkeits-Skala, der Rollen der großen Grasfresser und der Raubtiere, der kontraproduktiven Effekte der Stilllegung solcher Flächen, sondern auch das Konzept der teilweisen Stilllegung.
Teilweise Stilllegung ist das, was passiert, wenn Pflanzenfressern auf dem Land sind, aber in geringer Zahl und/oder die meiste Zeit auf der Fläche verstreut. Der Effekt der teilweisen Stilllegung entspricht in allen Lebensräumen entlang der Sprödigkeits-Skala weitgehend dem der totalen Stilllegung. In anderen Worten: Teilweise oder komplette Stilllegung am unteren Ende der Skala, in eher feuchten Lebensräumen, führt zur Erholung und richtet keinen Schaden an. Wenn man auf der Sprödigkeits-Skala weiter nach oben geht, wird der Effekt der Stilllegung zunehmend zerstörerisch und führt zur Wüstenbildung. Das nächste Bild veranschaulicht diese wichtige Feststellung.
Diese Fläche an der Grenze des oben gezeigten, vom US Nationalpark-Service gemanagten Landes, das sowohl wenig Gesamtniederschlag hat, also auch weit oben auf der Sprödigkeits-Skala liegt, zeigt auf beiden Seiten des Zaunes massiven Biodiversitätsverlust und Wüstenbildung. Auf der einen Seite des Zaunes beharren die Weideland-Wissenschaftler darauf, dass es mit Navajo – Schafen überbesetzt und überweidet sei und das Land ist sichtbar in schlechtem Zustand. Die andere Seite des Zaunes wird als Schutzgebiet gemanagt, wo vor fast 100 Jahren sämtliche Nutztiere entfernt wurden und wo hunderttausende Dollar in Bodenschutzmaßnahmen investiert wurden.
Nach vielen Jahren unterschiedlicher Bewirtschaftung überlasse ich es euch zu entscheiden, welche Fläche auf welcher Seite des Zaunes liegt.
Der Grund weshalb die zwei Seiten nicht unterscheidbar sind liegt darin, dass auf einer Seite die totale Stilllegung der dominierende Einfluss war und auf der anderen Seite die teilweise Stilllegung dominierte. Und die Ergebnisse sind beinahe identisch. Und das wir durch zahllose Versuchsflächen der US-Regierung bestätigt, die überall in den westlichen USA verstreut sind.
Nicht nur in den USA sehen wir solches Versagen des Umweltschutzes bei der Wiederherstellung der Biodiversität in spröden Lebensräumen, sondern auch in den Nationalparks Afrikas, wie wir in diesem Park in der Nähe des Ortes, wo ich einen großen Teil des Jahres lebe, sehen können.
Trotz all der Belege, wie erwähnt, gibt es keine veröffentlichen wissenschaftlichen Artikel dazu. In dem Positionspapier der Range Science Society zum Klimawandel wird die Wüstenbildung auf den Forschungsflächen mit „unbekannten Prozessen“ begründet, was verständlich ist, weil wir nie die zugrundeliegenden Ursachen der Wüstenbildung verstanden hatten. Niemand hat daran in irgendeiner Weise Schuld. Ich zeige nur auf, was passiert und was seit Jahrhunderten passiert ist: Wir Menschen bleiben menschlich, selbst wenn wir hochqualifizierte Wissenschaftler sind, und sehen leicht das, was wir glauben. Aber manchmal übersehen wir die offensichtlichsten Beweise, wenn sie unseren tiefen Überzeugungen widersprechen.
Lebende Organismen sind das verbleibende vierte Werkzeug
Genau so wenig, wie wir auch nur Wasser trinken können ohne irgendeine Form von Technologie zu nutzen (Tasse, Becher, Wasserhahn, Plastikflasche) außer wir gehen zum nächsten Fluss und tun es mit Händen und Mund, können wir auch Pflanzen nicht ohne den Einsatz von Technologie als Werkzeug nutzen.
Der Einsatz von Technologie zum Säen und Pflanzen von Gräsern, Büschen und Bäumen, um die Wüstenbildung zu stoppen, löst nicht das Problem der Oxidation oder des biologischen Abbaus. Obwohl solche Maßnahmen von einigen als Erfolg bezeichnet werden, stellt sich bei näherer Untersuchung ausnahmslos heraus, dass es sich um weniger spröde, eher feuchte Lebensräume handelt, wo keine Wüstenbildung auftritt, oder um saisonal feuchte, spröde Lebensräumen, die ca. 600 mm (24 Inch) oder mehr Gesamtniederschlag haben, während Regionen mit starker Wüstenbildung viel weniger als 600 mm Niederschlag abbekommen. Und solche Praktiken ignorieren die Tatsache, dass solche Pflanzen nach Jahrtausenden ohne Technologie jetzt Technologie benötigen, um sich etablieren zu können. Augenscheinlich haben solches schon viele Zivilisationen versucht und sind gescheitert.
Was bleibt uns dann noch? Welche Optionen haben wir? Bis einige Wissenschaftler oder andere Personen ein anderes Werkzeug finden, das der Menschheit zur Verfügung steht, um jährlich auf Milliarden ha Land (viele davon mit weniger als 300 mm Niederschlag) den biologischen Abbau aufrecht zu erhalten, die verkrustete Bodenoberfläche aufzubrechen und den Boden mit Mulch zu bedecken, werden wir nicht in der Lage sein, den Klimawandel und die Wüstenbildung ernsthaft anzugehen. Ich hoffe, dass alle, die bis jetzt mitgelesen haben, verstehen, dass wir, da für die gesamte Menschheit so viel auf dem Spiel steht, jetzt Lösungen finden müssen.
In meinem nächsten Beitrag werde ich diskutieren was es bedeutet, Nutztiere richtig zu managen und wie einfach es ist, das zu tun. Weil es, erinnert euch, erheblich zu gesundheitlichen, wirtschaftlichen und ökologischen (was idealerweise verboten sein sollte) Problemen beiträgt, wie wir heute Nutztiere in industriellen Stallanlagen managen. Und dass es zu Wüstenbildung und Klimawandel führt, wie wir sie seit Jahrhunderten (und die meisten Rancher und Hirten machen es heute noch so) auf den Weideflächen gemanagt haben. Und in weiteren Beiträgen werde ich diskutieren, warum sich Nutztiere in jeder Hinsicht als ebenso wichtig wie die Technologie erweisen werden, wenn zukünftige Generationen erblühen sollen.